Caped Crusader - Frische Impulse im Retro-Look
Fans des "Dunklen Ritters" dürfen sich freuen – seit dem 01.08.2024 gibt es bei Amazon Prime Video Nachschub in Form einer neuen animierten Serie. Die zehn Folgen der ersten Staffel kommen im Retro-Look daher, schlagen inhaltlich aber teilweise neue Töne an.
Optisch erinnert die Show einigermaßen an die Zeichentrickserie "The Animated Series" aus den frühen 1990ern – mit dem Unterschied, dass der "Caped Crusader" im Noir-Setting spielt. Details wie Kleidung, Fahrzeuge oder Fotoapparate lassen erkennen, dass wir uns irgendwo im Gotham der 1940er Jahre befinden.
Entsprechend liegt ein Schwerpunkt auf düsteren Detektiv-Geschichten. Action-Sequenzen sind durchaus vorhanden, doch beobachten wir den maskierten Rächer auch oft beim Denken, Untersuchen und Ermitteln. Mithilfe seines Equipments beschafft er sich Informationen, verhört Verdächtige, um danach blitzschnell wie ein Schatten in der Dunkelheit zu verschwinden.
Dankenswerter Weise werden wir mit der
x-ten Nacherzählung der Origin-Story verschont. Folge 1 wirft uns
direkt hinein in einen ersten Fall. In der Eröffnungsszene noch vor
dem Vorspann wohnen wir dem Verhör eines an einen Stuhl gefesselten
Mannes bei, der anscheinend Geheimnisse über seine Organisation
ausgeplaudert hat. Und schon wird einer der ersten klassischen
Batman-Schurkinnen und -Schurken mehr als nur dezent angedeutet, von
denen in den kommenden 10 Folgen üblicherweise einer oder eine den
Antagonisten geben wird. Die Episoden sind in sich geschlossen, es
gibt aber auch eine über die gesamte Staffel fortschreitende
Rahmenhandlung.
Auch die Polizei erschwert Batman seine
Arbeit als inoffizieller Gesetzeshüter, denn er ist erst vor kurzem
erstmals in Erscheinung getreten, und es gab noch keine Gelegenheit
eines offiziellen Kennenlernens mit Commissioner Gordon, dem ein
äußerst unangenehmer Bürgermeister mit seinen egoistisch
motivierten Forderungen im Nacken sitzt. Ein Selbstjustiz verübender
Fledermausmann jedenfalls ist ihm ein Dorn im Auge, und so soll
Gordon alle verfügbaren Kräfte abstellen, um Batman zu fangen.
Andere alte Bekannte sind ebenfalls mit von der Partie, so wie Gordons Tochter Barbara, Staatsanwalt Harvey Dent, die Detectives Montoya und Bullock, Lucius Fox und Butler Alfred. Trotz vertrauter Figuren schafft es das Autorenteam, interessante neue Facetten der Charaktere herauszuarbeiten, indem sie diesen zum Teil völlig neue Rollen oder Jobs verpassen. Dabei sind manche Entscheidungen gewöhnungsbedürftiger als andere, so wie wenn Batman seinen langjährigen treuen Butler recht lieblos wiederholt nur mit "Pennyworth" anspricht. Mit David Nathan ist die deutsche Stimme der Hauptrolle übrigens erstklassig besetzt.
Einige wohlklingende Namen sind an
der neusten Produktion aus dem Hause "Warner Bros. Animation"
beteiligt. Neben Showrunner Bruce Timm gehören unter anderem auch J.
J. Abrams und Matt Reeves (Regisseur und Produzent von "The
Batman") zu den Executive Producers. So ist die Qualität der
Folgen auch so gut und die Handlung so komplex und rund, wie man es
in jeweils ca. 22 Minuten erwarten kann. Das heißt, es lässt sich
wohl nicht vermeiden, dass manche Stories im letzten Drittel gehetzt
wirken, um rechtzeitig zum Ende zu kommen.
Mit der erwähnten
Düsternis in der Atmosphäre vermischt sich ein Grundton, der die
Serie auch geeignet für Kinder ab 12 Jahren machen soll. Dadurch
ergibt sich situativ eine gewisse, mal mehr und mal weniger spürbare
Diskrepanz beim Anschauen der Episoden.
Der Zeichenstil ist durchaus schick,
das Ambiente der 1940er wird gut eingefangen, doch wirken manche
Bewegungen wie insbesondere langsames Gehen etwas unrund, und
gelegentlich schwanken vor und nach einem Schnitt die Proportionen
derart, dass sich dies nicht allein mit einem anderen Blickwinkel
erklären lässt. Sollten dies bewusste künstlerische Entscheidungen
gewesen sein, wirken sie nicht gerade glücklich.
Sowohl die
Länge als auch die Anzahl der Folgen der ersten Staffel sind
vergleichsweise bescheiden. Um noch mehr Tiefgang zu entwickeln und
letztlich auch dadurch noch erwachsener zu wirken, wird man sich
diesbezüglich in zukünftigen Staffeln steigern müssen. Sofern dies
gelingt, dürften nicht nur Hardcore-Fans des "Dark Knight" dann
ihre Freude an der Show und ihren frischen Impulsen haben.