Na denn mal Prost - Schwedische Kalter-Krieg-Satire "Whiskey on the Rocks" jetzt bei Disney+

27.01.2025

Im Oktober 1981 läuft ein fehlgeleitetes sowjetisches U-Boot vor Schwedens Küste auf Grund – ausgerechnet bei Karlskrona, nahe einer geheimen Marinebasis. Inmitten des kalten Krieges scheint ein brisanter internationaler Konflikt zwischen den Staatsoberhäuptern Breschnew und Reagan unausweichlich. "Klassischer" Stoff für eine satirische Komödie!

Eigentlich sollte man denken, gerade angesichts der weltweiten Entwicklungen innerhalb der letzten Jahre würde einem bei der geschilderten Thematik das Lachen vergehen. Viele Menschen in Europa haben Angst vor einer Ausweitung des Krieges in der Ukraine, beobachten ungeklärte Vorfälle in der Ostsee, und machen sich Sorgen um das Verhalten der USA unter Präsident Trump. Doch gerade aus diesen Gründen ist die Zeit vielleicht reif, um sich der Sache mit reichlich überspitztem Humor anzunehmen.

Zumal die Story zumindest grob auf wahren Begebenheiten fußt, und uns damit vor Augen führt, wie sich Geschichte immer wiederholt. "Whiskey on the Rocks" bietet uns einen (vermuteten) Blick hinter die Kulissen der Weltpolitik in den frühen 1980er Jahren, zeigt Staatsmänner in Situationen, zu denen Presse und Fernsehkameras keinen Zutritt erhalten. Und wenn es danach geht, dann steht offenbar Ronald Reagan seinem heutigen Amtsnachfolger hinsichtlich ungehobeltem Benehmen und fehlendem Durchblick in nichts nach, während Leonid Breschnew in seinem Verhalten und seiner Aufnahmefähigkeit gewisse Ähnlichkeiten mit dem späten Boris Jelzin aufweist. Zwischen den Fronten steht der schwedische Ministerpräsident Thorbjörn Fälldin, der unbedingt einen Atomkrieg verhindern will und Unterstützung von einigen mehr oder weniger diplomatisch talentierten Kräften bekommt.

Regisseur Björn Stein und Autor sowie Ideengeber Henrik Jansson-Schweizer ballern uns im Laufe der sechs rund dreißigminütigen Folgen ganz schön mit Klischees zu – fairerweise muss man eingestehen, dass sie dabei nicht nur Russen und Amerikaner, sondern auch ihre schwedischen Landsleute gleichermaßen aufs Korn nehmen. So ist der zwar gutmütige Premierminister Thorbjörn mental eindeutig in seiner beruflichen Ausbildung als Schafzüchter hängen geblieben, und überhaupt geht es nicht nur in seinen ureigenen Amtsgeschäften, sondern anscheinend im ganzen Land eher gemächlich und provinziell zu. Vor allem die beiden Fischer, die das gestrandete U-Boot als erste entdecken, haben trotz der ungewöhnlichen Sichtung die Ruhe weg. 

Allen drei Staatsformen scheint gemein, dass persönliche Eitelkeiten und Geltungsdrang im erweiterten Führungszirkel ein effizientes, zielführendes Handeln erschweren. Das ist inhaltlich phasenweise ein bisschen wenig, da die Show einerseits keine wirklich verlässlichen historischen Fakten vermittelt, und der Unterhaltungsfaktor sich eher aus schrägem Humor denn aus Spannung speist. Auch darf man keine Vorbehalte vor Untertiteln haben, denn die amerikanischen und russischen Dialoge werden ausschließlich in der jeweiligen Muttersprache dargeboten. Das wirkt sehr authentisch, strengt aber bisweilen auch ein bisschen an. Für den Second Screen ist die Show deswegen definitiv nicht geeignet. 

Die Charaktere sind drollig, ein klein wenig albern, und doch steckt in aller Übertreibung eventuell ein Körnchen Wahrheit. Ihren gewissen Charme verbreiten die Figuren durchaus. Ob dies für ausreichend Entertainment sorgt, muss man wohl ausprobieren und für sich selbst entscheiden. Mein Fazit: aufwändig gefilmt, ordentlich gespielt, aber trotz thematischer Brisanz nicht ereignisreich genug, weswegen mehr als die vorhandenen sechs Folgen auch nicht sein müssen.  

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